LUGER 1900/06 ORIGINAL GERMAN MANUAL
Anleitung zur Kenntnis und Behandlung der Pistole 1900/06

 

Luger

Anleitung zur Kenntnis und Behandlung der Pistole 1900/06

Vom schweiz. Bundesrate genehmigt den 31. Januar 1911

Die Pistole 1900/06.

Die Pistole 1900/06 ist eine automatische Waffe.

Als solche bezweckt sie — nebst der Erreichung eines hohen Feuereffektes — durch das selbsttätige Oeffnen. Spannen und Schliessen des Verschlusses, die mechanische Tätigkeit des Schützen zu reduzieren, damit, abgesehen vom paketweisen Laden, seine volle Kraft und Aufmerksamkeit verwendet werde auf die Haupttätigkeiten: Zielen und Abfeuern.

Bestandteile.

Die Pistole zerfällt in einen beim Schusse beweglichen und einen beim Schusse unbeweglichen Teil.

Der bewegliche Teil setzt sich zusammen aus:

Lauf (1), an das Gabelgehäuse angeschraubt, mit eingeschlauftem Korn (2), Kaliber 7,65 mm, 4 rechtsgängige Züge mit 1 Umgang auf 250 mm.

Gabelgehäuse (3) mit dem Grenzstollen (a), den Führungen (b) zum Griffstück und dem Lager (c) des Verschlussbolzens (4).

Am Gabelgehäuse; der federnde Auswerfer (5) mit Stollen (a). Ansatz (b) und Nase (c) verschen und die Abzugstange (6) mit Rast (a) und Schnappstift (7), welcher durch die Schnappstiftfeder betätigt und durch die Niete gehalten wird. Die Abzugsiangen-feder (8) drückt die Abzugstange an das Gabelgehäuse.

Letzteres nimmt den Verschluss auf, bestehend aus:

Verschlusszylinder (9) mit Fangrast unten, seitlichen Führungen und axialer Bohrung zur Aufnahme der Sdllagvorrichtung, die sich zusammensetzt aus:

Schlagstift (10) mit Rast(a), Schlagfeder (11) und Bodenstück (12) mit Stellansatz (a). Am Verschlusszylinder befindet sich ferner der Auszicher (13), der Auszieherstift und die Auszieherfeder (14).

Versclüussgelenk, gebildet vom Vorder- (15) und Hintergelenk (16). Jenes hat die Spannase (a), dieses trägt das Visier (a) und ist an den Gelenkknöpfen (b) mit den Stossbacken versehen.

Am Hintergelenk ist ferner:

Die Bohrung (c) für den Versehlussbolzen und die durch den Stift befestigte Kette (17).

Verschhisszylinder, Vorder- und Hintergelenk sind durch Stiften miteinander verbunden, während der Verschlussbolzen die Verbindung des gesamten Verschlusses mit dem Gabelgehäuse vermittelt.

Der beim Schusse feststehende Teil setzt sich zusammen aus folgenden Teilen;

Das Gliffstück (18), an demselben die Führungen (a) zum Gabelgehäuse. die Durchbrechung (b) fürs Magazin, das Lager mit Niete zum Versehiussfang-gelenkund die Anschlagkurven (c) der Seitenschilde.

Im Griffstück sind eingelegt:

der Riegel (19) mit Feder (20),
der Abzug (21) mit Feder {22),
der Magazinhalter (23) mit Feder (24),
das Verschlussfanggetenk (25) mit Feder (26),
die Schliessfeder (27) mit Zugstange (28),
VVinkelhebel (29) und Hebelstift,
die Sicherungsvorrichtung, bestehend aus:

Sicherungshebel (30), dessen automatische Wirkung durch die Sicherungsfeder (31), dessen Feststellung durch den mittelst Stift gehaltenen Sperrhebel (32) mit Kralle (a) bewirkt wird,

Der Sicherungshebel dreht sich um den Pivotzapfen (a), wird von der Feder durch den Stollen (b) betätigt, ragt mit dem Flügel (c) aus dem Griffrücken heraus und sichert mittelst der Zunge |d).

Die hölzernen Griffschalen (33). nebst zugehörigen Schrauben (34), die einzigen an der Pistole.

Die Deckplatte (35), daran der Abzugwinkelhebel (36), gehalten durch den Winkethebelstift (37).

Das Ansteckmagazin fasst 8 Patronen und setzt sich zusammen aus dem Blechkasten (38), dem Patronenzubringer (39) mit angenietetem Führungsknöpf (40). der Magazinfeder (41) nebst Druckknopf (42) und dem hölzernen, durch Stift gehaltenen Bodenstück (43).

Zugehör:

2 Reservemagazine und das Putzzeug, bestehend aus folgenden Teilen:

Versorgt im Putzstockheft A:
der Putzstock mit Schraubenzieher B,
das Verlängerungsstück C,
der Borstenwischer D,
der Wischkolben E.
Die Pistole wird im Lederfutteral versorgt.

Zerlegen

(soweit fUr Reinigung und Unterhalt erforderlich).

Bevor die Pistole zerlegt werden darf, ist strenge darauf zu achten, doss dieselbe nicht geladen sei.

1. Wegnehmen des beim Schuss beweglichen Teiles.

Durch Druck auf Magazinhalter Magazin herausnehmen. Sperrhebel in tiefer Lage.

Pistole in rechter Hand, wie in Figur angegeben.

Geradliniges Zurückziehen der Gelenkknöpfe bis zu den Anschlagkurven.

Riegelknopf nach abwärts stellen.

Verschluss sanft vorgleiten lassen:

Deckplatte hebt sich, wegnehmen derselben.

Lauf mit Gabelgehäuse gleitend vorschieben und wegnehmen.

2. Wegnehmen des Verschlusses.

Oeffnen des Verschlusses, Verschlussbolzen nach links hinausdrücken und nachher Verschluss nach rückwärts, herausziehen.

3. Zerlegen der Schlagvorrichtung

Mit Zeigefinger rechter Hand das Bodenstück kräftig eindrücken, nach links drehen bis Stellansatz frei und dem Federdruck nachgebend abheben.

Schlagfeder und Schlagstift wegnehmen

Zusammensetzen.

1. Zusammensetzen der Schlagvorrichtung.

Schlagstift und -Feder in den Versehlusszylinder einlegen, Bodenstück einführen und nach Kompression der Feder nach rechts drehen, bis Stellansatz einschnappt. Wenn richtig zusammengesetzt, muss der Einstrich am Bodenstlick genau vertikal stehen.

2. Einsetzen des Verschlusses in das Gabelgehäuse.

Bei dem Gesicht zugewendetem Gehäuseunter¬teil den Verschlusszylinder vorsichtig anstecken und vorschieben, nachdem durch Druck auf denSchnapp-stift die Stangennist ausgelöst wurde.

Damit die Lageraxen stimmen, die Stützflächen hinter den Gelenkknöpfen aneinanderschieben.

Verschlussbolzen von links einführen.


3. Einsetzen des beim Schuss beweglichen Teiles.

Lauf mit Verschluss in linker Hand, die Kette nach rückwärts gerichtet, der Gehäuseunterteil gegen oben gewendet.

Griffstiick vorsichtig anstecken und vorschieben, das Ganze aufrechtstellend, damit die Kette in die Klauen des Winkelhebels einhänge (wichtig!).

Pistole in rechter Hand in Stellung wie Figur auf Seite 6.

Geradliniges Zurückziehen der Gelenkknöpfe bis zu den Anschlagkurven.

Deckplatte einlegen, den schmalen Teil gegen den Riegel gerichtet.

Riegel aufwärts drehen.

Durch wiederholtes Zurückziehen und Vorschnellenlassen des Verschlusses, sowie durch Abziehen, überzeugt man sich von der Funktionsfähigkeit der zusammengesetzten Teile.

Magazin einführen, bis Halter einschnappt.

Weiteres Zerlegen und Zusammensetzen.

Auswerfer. Wegnehmen: Mit Messerschneide untergreifend, Hinterteil leicht heben, bis Stollen am Rand ansteht, hierauf mit Zeigeringer linker Hand die Nase herausdrücken.

Einsetzen: Auswerfer über die betreffenden Durchbrüche am Gehäuse legen und sanft auf Stollen und Ansatz zugleich drücken.

Abzugstange. Wegnehmen: Mit Messerschneide Stangenfeder heben und herausstreifen.

Gehäuse nach links drehen, eventuell in hohle Hand schlagen. Stange fällt heraus.

Einsetzen: Mit Schnappstift nach vorn in Durchbrechung einlegen; Feder einschieben mit Druck von oben.

Auszieher. Wegnehmen: Den Stift mittelst Durchschlags so weit durchdrücken, dass der Hinterteil des Ausziehers von seiner Feder gehoben wird, sodann den Auszieher nach vorn, und die Feder nach oben herausnehmen.

Einsetzen: Die Feder richtig einstellen, dann den Auszieher den Hubgrenzleisten entsprechend von vorn einschieben, niederdrücken, und Auszieherstift wieder einsetzen. Nachher sich vom richtigen Spiel des Auszichers überzeugen.

Sicherungshebel. Wegnehmen: Linke Griflscliale nach Lösen der Schraube abheben.

Griffstück auf Unterlage. Sicherungshebel am Flügel eingedrückt halten, mit rechter Hand den Pivotzapfen ausheben, Zurückziehen des Sicherungshebels.

Einsetzen: Unter Sperrhebel unterlegen und den Pivotzapfen durch Aufwärtsschieben des Hebels ins Lager einlassen.

Hierbei sehr acht geben, dass der Stollen hinter der Sieherungsfeder zu Hegen kommt.

Verschlussfanggeienk. Wegnehmen: Mit Zeigefinger rechter Hand leicht heben und zurückschieben.

Einsetzen: Beim Fangstoilen so fassen, dass Mittelfinger auf Feder drücken kann.

Anlegen mit Feder über Stift im Gelenklager, Vorwärtsschieben unter gleichzeitigem Druck des Mittelfingers, damit Hacken unter Stift einhänge.

Abzug. Wegnehmen: In der Richtung der Zapfenaxe herausstreifen.

Einsetzen: Unter gleichzeitigem Druck auf die Feder;

Riegel. Wegnehmen: Hebel nach aufwärts drücken, herausziehen.

Einsetzen: Mit gleichgerichtetem Druck.

Noch weitergehendes Zerlegen darf in der Regel nur durch Fachkundige geschehen.

Das Magazin soll nicht zerlegt und darf namentlich am Korn, sowie an den Kniegelenkstiften, nichts verändert werden.

Handhabung.

Laden des Magazins: Magazin in linker Hand, mit Daumen Führnngsknopf um Patronenstärke herunterziehen und gleichzeitig eine Patrone, mit Boden voran, unter Magazin krallen schieben.

Wiederholen je für eine weitere Patrone.

Entleeren: Durch leichtes Zurückziehen des Führungsknopfes die Patronen lockern, die oberste Patrone nach vorn herausstreifen.

Achtung geben, dass Führungsknopf niemals frei hochschnellen kann.

Anstecken des Magazins: Pistole in rechter Hand, wie beim Schiessen; Einführen des Magazins mit nach vorn gerichteten Geschossen, bis Magazinhalter einschnappt. Durch leichten Schlag auf Bodenstück sich überzeugen, dass dies geschehen.

Herausnehmen: Pistole in. rechter Hand so drehen, dass Daumen auf Magazinhalter drücken kann. Magazin fällt heraus.

Laden. Die Mündung immer gegen den Erdboden oder das Ziel gerichtet. Bei angestecktem Magazin Pistole in rechter Hand, wie zum Schiessen, aber Zeigefinger längs, des Abzugbugeis (Sicherungsllügel eindrücken}: nach links neigen und mit linker Hand die Gelenkknöpfe zuerst geradlinig, dann den Ansdilagkurven entlang soweit als möglich zurückziehen.

Vorschnellenlassen des Verschlusses: Zylinder führt eine Patrone ins Lager.

Entladen: Magazin wegnehmen. Vorsicht! Pistole ist noch immer geladen.

Waffe in die rechte Hand, wie zum Laden. Der kleine Finger der rechten Hand legt sich unten vor die Magazinöffnung, um das zur Erdefallen der Patrone zu verhindern. Linke Hand zieht den Verschluss langsam zurück, der Zeigefinger gleitet über die Ladeöffnung, um hier das Herausfallen der Patrone zu verwehren. Patrone fallt durch den Griff. Nachher Verscliluss vorschnellen lassen. Entspannen (mit nach der Erde gerichtetem Lauf abdrücken).

Schiessen: Pistole in Schussrichtung fest in Hand. Sicherungsflügel eingedrückt. Druckpunkt nehmen, zielen, abzielen.

Stellung von Sicherungs- und Sperrhebel an den polierten Flächen von Zunge und Griffstück von weitem kontrollierbar.

Bei ausgeschossenem Magazin bleibt Verschluss offen, Visierlinie verdeckt.

Zum Schliesscn: Magazin wegnehmen -— ersetzen, wenn weiter geschossen werden soll — Gelenk mit linker Hand etwas zurückziehen und vorschnellen lassen.

Pistole ist somit nach dem letzten Schusse ladebereit, nach Einführen des Magazins feuerbereit.

Wird bei geladener Pistole ein volles Magazin eingesetzt, so stehen dem Schützen 9 Patronen zur Verfügung.

Es wird stets aus dem Magazin geladen, selbst bei langsamem Einzelfeuer; Einzelladung ohne Magazin ist möglich, jedoch nicht vorgesehen,

Funktionen.

Im Moment des Schusses geschieht folgendes: Rückstoss treibt Lauf mit Gabelgehäuse und Verschluss zurück, bis Gelenkknopfe an Anschlag-kurven anstossen.

Lebendige Kraft — nicht der Gasdruck — bringt Verschlnssteile weiter zurück.

Gelenkknöpfe gleiten huerbei auf Anschlagkurven, lösen hierdurch den Verschluss.

Durch Entstehung des Knies gleitet Verschlusszylinder zurück: Spännase des Vordergelenks drückt durch Schiagstift Schlagfeder zusammen; Hülse wird von Auszieher mitgenommen, prallt an Auswerfer an, eine neue Patrone tritt vor Verschlosszylinder.

In Spannung nicht gehaltene Schliessfeder streckt durch Kette das Gelenksystem, bringt gleichzeitig Gabelgelläuse mit Lauf nach vorn, bis-Grenzstollen an Riegel ansteht.

Bei Vorbewegung führt Zylinder oberste Patrone ins Lager, Schlagstift bleibt an Abzugstangenrast gefangen. Schlagvorrichtung gespannt.

Die Kralle des Ausziehers tritt in die Rille der Patrone. Demzufolge verbleibt der Auszieher in etwas erhöhter Stellung und ist auf dessen linker Seite das Wort „Geladen" zu lesen. Durch diese Anordnung des Ausziehers ist es jederzeit sichtbar und fühlbar, ob sich eine Patrone im Laufe befindet.

Ist Magazin leer, so vermag Führungsknopf Verschlussfanggelenk aufwärts zu drücken, das. sobald frei, in Fangrast des Zylinders einschnappt, diesen zurückhaltend.

Fanggelenk legt sich durch eigene Federwirkung nieder, sobald — durch urückziehen desvordrukkenden Gelenks — Druck auf denselben aufhört.

Abzügvonichtung: Der Druck auf den Abzug wird, vermittelst des Winkelhebels an der Deckplatte, auf den vorderen Teil - Schnappstift — der als Doppelhebel wirkenden Abzugstange übertragen, wodurch die Stangenrast gehoben und aus dem Eingriff mit der Sdilagstiftnase gelöst wird.

Der Druckpunkt wird durch den Absatz des kurzen Winkelhebelarmes hervorgebracht.

Beim Vorlauf des Gabelgehäuses bleibt der Schnappstift zunächst hinter dem Winkelhebel und legt sich erst beim Vorlassen des Abzuges unter denselben, wodurch die Abzugbewegung vom Vorlauf des Gabelgchriuses unabhängig wird.

Sicherung: Die Hebelzunge legt sich, durch Federwirkung selbsttätig, über den hinteren, abgesetzten Teil der Abzugstange und verhindert in dieser Lage zuverlässigst sowohl den Rücklauf als auch das Auslösen der bei geladener Pistole stets gespannten Schlagvorrichtung.

Die Sicherungssperre wirkt dadurch, dass die Sperrhebelkralle sich vor den Sperransatz des Sicherungshebels legt und dessen Vorbewegung verhindert.

Reinigen und Unterhalt.

a) Es ist in allen Schulen und Kursen, wie auch bei Uebungen der der Sehiessvereine strenge darauf zu halten, dass:

sofort nach Beendigung des Schiessens der Pistolenlauf mit reichliche Verwendung von Waffenfett gründlich gereinigt und nachher gut eingefettet wird, Ist eine sofortige Reinigung nicht möglich, so muss wenigstens das Laufinnere tüchtig eingefettet und die gründliche Reinigung und Einfettung der Pistole so bald als möglich vorgenommen werden.

Pistole 1900/06

Ansicht von links bei weggenommener Griffschale. Verschluss geschlossen, Pistole entladen.

Pistole 1900/06

Ansicht von rechts bei weggenommener Griffschale. Verschluss durch Fanggelenk offen gehalten.

Der Träger der Waffe hat sich auch zu Hause durch rechtzeitiges Nachsehen vom Zustand des Laufinnern zu überzeugen.

Der Borstenwischer soll so reinlich als möglich gehalten werden. Das Reinigen desselben erfolgt durch Waschen in warmem Wasser, am besten in warmem Sodawasser. Der Borstenwischer muss nach der Reinigung gründlich ausgetrocknet werden.

b) Zum Reinigen der Pistole werden die Metallteile mit einem trockenen ßaumwollappen reingerieben. Verharztes Fett wird durch etwas frisches aufgelöst, sodann werden die Bestandteile mittelsteines völlig mit Fett durchtränkten reinen Wolllappens so eingefettet, dass deren Oberfläche mit einer die Feuchtigkeit abhaltenden dünnen Schicht bedeckt ist.

Besonders stark einzufetten, sind:

Führungsnuten an Verschlusszylinder und Gabelgehause, Verschlussbolzen, vorderes und hinteres Verschlussgelenk.

Vor jedem Gebrauch wird die Waffe aussen wieder abgerieben, um die Kleider zu schonen.

Bei schönem Wetter genügt es, die Pistole kurz nachdem Einrücken von Staub, Schweiss und Feuchtigkeit zu reinigen und nachher wieder einzufetten.

Ebenfalls ohne besonderen Befehl sind ausserdem das Laufinnere und die einzelnen Verschlusteile zu reinigen:

1. nach dem Gebrauch bei Regenwetter,
2. nach jedem Schiessen.
c). Zum Reinigen des Laufinnern verwende man das beigegebene Putzzeug.

Es ist folgendes Verfahren einzuhalten:

1. Der gefettete Borsten Wischer wird wiederholt (gewöhnlich 15—20 Mal), je nach dem Zustand des Laufinnern, durch den Lauf gezogen.

2. Zum weitern Reinigen wird ein dünner, zirka 2 cm breiter Baumwollstreifen spiralförmig um den Wischkolben gewunden. Am besten eignen sich hierzu die in den Gewehrpatronenpaketen befindlichen Putzlappen.

Der mit dem Baumwollstreifen richtig umwickelte Wischkolben wrrd nun ebenfalls wiederholt durch den lauf gezogen, bis das Laufinnere entsprechend gereinigt ist.

Hernach ist das Laufinnere (Züge und Felder), sowohl von der Mündung-als auch von der Patronenlagerseite her auf vollständige Sauberkeit nachzusehen.

3. Alsdann wird der Wischkolben mit einem gefetteten Baumwollstreifen umwickelt, so dass er leicht, aber doch passend durch den Laufgeht. Durch mehrmaliges Durchziehen wird der Lauf eingefettet.

4. Jede andere Reinigung ist verboten.

d) Nach dem Reinigen wird die Pistole inspiziert, wobei kontrolliert wird: Reinheit im allgemeinen, Unterhalt der Metallteile, richtiges Einfetten derjenigen Teile, welche einer Reibung unterworfen sind, Spiel des Verschlusses, insbesondere der Schlagvorrichtnng und des Abzugs.

e) Das Verstopfen der Mündung mit Lappen, Pfropfen oder Fett ist, weil gefährlich, verboten. Kommen Blähungen des Laufes vor, so haben sie ihren Grund entweder in obigem, absichtlichem Verstopfen der Mündung, oder im Steckenbleiben von Gegenständen im Laufe. Wird nachher scharf geschossen, so ist die Blähung unvermeidlich.

Es ist daher in dieser Hinsicht sehr grosse Vorsicht geboten.

f) Das Herausschiessen im Laufe stecken gebliebener Gegenstände, wie Putzmateriai etc., ist strenge untersagt.

Ist deren Entfernung durch das Putzzeug nicht möglich, so ist die Waffe dem Büchsenmacher zu übergeben.

g) Zum Aufbewahren legt oder hängt man die Pistole an einen trockenen Ort. Staub ist nicht schädlich, dagegen ist das Aufbewahren in stark bewohnten und raschen Temperatur wechseln unterworfenen Räumen der rostend wirkenden Ausdünstung wegen zu vermeiden.

h) Strenge Aufsicht über den Zustand der Bewaffnung durch die Offiziere, Unteroffiziere und Leitenden der freiwilligen Schiess Übungen ist unerlässlich.

Die Munition.

Die Patrone mit Zentralzündung setzt sich zusammen aus:

Hülse mit Zündkapsel,
Ladung und
Geschoss.

Die messingene Hülse mit Rille hat am Boden zur Aufnahme der Zündkapsel ein Lager mit vorstehendem Amboss, welches mit dem Laderaum durch 2 Feuerlöcher in Verbindung steht.

Die Ladung, 0.30 gr feinkörniges Weisspulver, füllt die Hülse vollständig aus und erteilt dem Geschoss die Anfangsgeschwindigkeit 350 m.

Das GeschoSS, 6,0 gr schwer, 15 mm lang, aus Hartblei, ist mit nickelkupferplattiertem Stahlmantel versehen.

Verpackung; Die Patronen werden in Kartonschachteln zu je 24 Stück verpackt.

Exerzierpatrone: Zur Pistole ist eine Blindpatrone eingeführt. Da dieselbe jedoch nicht genügend Rückstnss ergibt, erfolgt das Laden nicht automatisch und muss jeweilen die Ladebewegung von Hand gemacht werden.

Verpackung: Die blinden Patronen sind in Kartonschachteln mit grünen Etiketten, zu je 20 Stück verpackt.

Die Manipulierpatrone: Zur Einübung des Füllens und Fntleerens des Magazins, zum Laden und Entladen, zur Demonstration der Funktionen des Verschlusses und zu Zielübungen sind Manipulierpatronen zu verwenden.

Dieselben sind an der Kille in der Hülse kenntlich.

Die Verwendung scharfer Patronen an Stelle von Manipulierpatronen ist verboten.

Pistole 1900/06.

Fig./Benennung der Bestandteile

1. Lauf
2. Korn
3. Gabelgehäuse
a Grenzstollen
b Führungen zum Griffstück
c Verschlussbolzenlager
4 Verschlussbolzen
5 Auswerfer
a "-" -Stollen
b "-" -Ansatz
c "-" -Nase
6 Abzugstange
a "_"Rast
7 Schnappstift
8 Abzugstangenfeder
9 Verschlusszylinder
10 Schlagstift
a "-" -Rast
11 Schlagfeder
12 Bodenstück
a "-" -Stellansatz
13 Auszieher
14 Auszieherfeder
15 Verschluss-Vordergelenk
15a Verschluss-Vordergelenk-Spannase
16 Verschluss-Hintergelenk
a Visier
b Gelenkknöpfe
c Bohrung fur den Verschlusssbolzen
17 Kette
18 Griffstück
a Führungen
b Durchbrechung
C Anschlagkurven
19 Riegel
20 "-" -Feder
21 Abzug
22 "-"-Feder
23 Magazinhalter
24 "_" -Feder
25 Verschlussfanggelenk
26 "_" -Feder
27 Schliessfeder
28 Zugstange
29 Winkelhebel
30 Sicherungshebel
a "-" -pivotzapfen
b Sicherungshebel-Stollen
c "-" -Flügel
d "_" Zunge
31 Sicherungsfeder
32 Sperrhebel
a -Kralle
33 Griffschale
34 "_"-Schraube
35 Deckplatte
36 Abzugwinkelhebel
37 "-" -Stift
38 Magazinblechkasten
39 Patronenzübringer
40 Führungsknopf
41 Magazinteder
42 Druckknopf
43 Bodenstück

Putzzeug:

A Putzstockheft.
B Putzstock mit Schraubenzieher.
C Verlängerungsstück.
D Borsten wischer.
E Wischkolben.

Einige Angaben betreffend die Pisiole 1900/06.

Waffe.

Kaliber ... 7,65 mm
Anzahl Züge ... 4
Drailänge (rechtsgängig) .... 25O mm
Länge des Laufes ... 122 mm
"-" der Visierlinie ... 215,3 mm
Gewicht ohne Magazin .... 835 gr
"-" des Magazins .... 56 mm

Munition:

Gewicht der Patrone ... 10,5 gr
"-" Ladung ... 0,30 gr
"-" des Geschosses .... 6,0 mm

Leistung.

Anfangsgeschwindigkeit ... 350 m
Maximale Tragweite zirka .... 1800 m
beim Abgangawinkel .... 27 degree 3,0'
Schussgeschwindigkeit im mechan.
Schnellfeuer mit bereitgehaltenen
Magazinen zirka ... 1oo Schüsse
Durchschlagskraft (auf 50 m):
Tannenholz ... 150 mm
Buchenholz ... 60 mm